Rove-Bock in der Provence
Die Hausziege stammt von der Bezoarziege ab. Die Domestizierung erfolgte wahrscheinlich vor dem 11. Jahrtausend v. Chr. im vorderem Orient, vermutlich in der südlichen Levante oder im Zagros. Gewöhnlich wird angenommen, dass mit der Domestikation rasch morphologische Änderungen am Skelett eintreten, besonders die Form des Hornzapfens, außerdem eine Größenabnahme. Auch das Geschlechter- und Altersverhältnis in Tierknochen von archäologischen Fundstellen wird herangezogen, um domestizierte und gejagte Populationen zu unterscheiden.
Fundorte, die eine frühe Domestikation der Ziege belegen sollen, sind:
- Ganj Dareh, Irak, 9000–7500 v. Chr. Hier wurde die Alterszusammensetzung als Beleg der Domestikation angeführt (es wurden bevorzugt männliche Jungtiere getötet), außerdem waren die Tiere durchschnittlich kleiner als heutige Wildtiere.
- Ali Kosch, Irak, 7500–5500 v. Chr. Hier wird das Überwiegen junger Tiere als Beleg der Domestikation angeführt, zusammen mit Veränderungen im Querschnitt des Hornzapfens. Im vorgeschichtlichen Mitteleuropa ist die Ziege selten.
Wirtschaftliche Bedeutung [Bearbeiten]
Ziegen liefern Fleisch, Leder, Milch (mehr als Schafe) und mitunter auch Wolle. Sie fressen, wenn alle Pflanzenarten vorkommen (Quelle Albright & Arave) zu 60 % Blätter und Baumbewuchs, zu 20 % Kräuter und nur zu 20 % Gras. Sie sind sehr genügsam, da sie über ein sehr effektives Verdauungssystem verfügen. Sie werden auch als die Kuh des kleinen Mannes bezeichnet, da sie einfacher zu ernähren und zu halten sind, wenn man über wenig Platz und Futter verfügt. Sie wurden und werden heute insbesondere in bergigen Landschaften (z.B. Alpen, Norwegen) gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort gehalten werden, wo die Haltung von Rindern nicht mehr möglich ist.
Ziegen können den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Wüstenbildung beitragen, da sie fast alle Pflanzen abfressen.
Wirtschaftlich genutzt werden:
Landwirtschaftlich von Bedeutung war die Hausziege schon im antiken Rom; sie ist es bis heute in Kleinasien, Zentralasien und der Mongolei.
Die Nutzung der Ziege als Zugtier war bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Europa weit verbreitet. Die erstaunlich kräftigen, genügsamen und robusten Ziegen wurden vor Kutschen und Wagen gespannt und, falls keine größeren Tiere verfügbar waren, auch zum Pflügen verwendet. In bergigem Gelände dienten Ziegen als Lasttiere.
Im Alpenraum werden (heute nurmehr selten) Ziegen herdenweise zusammen mit Schafen in Transhumanz gehalten - Schaf und Ziege sind keine Nahrungskonkurrenten, die Ziegen weiden rauheres Futter bis hin zu Strauchwerk, die das Schaf stehenlässt.
Zu Pferden, die einzeln im Stall oder auf der Weide gehalten werden, führt man nicht selten eine oder mehrere Ziegen, um Aggression oder Depression beim Herdentier Pferd zu verhindern. Eine Ziege in derartiger Funktion nennt man Beistellziege – früher umfasste das auch den sprichwörtlichen Begriff Sündenbock, das ist eine männliche Beistellziege, die nach Volksglauben die Krankheiten im Stall auf sich zieht.
Hausziegen sind heute außer in extrem kalten Regionen weltweit verbreitet. Darüber hinaus wurden Hausziegen als Proviant für vorbei fahrende Schiffe auf vielen Inseln ausgesetzt, wo sie verwilderten. Sie hatten dort, etwa auf den Galápagos-Inseln, eine verheerende Wirkung auf die einheimische Flora und Fauna. Deshalb hat man Ziegen auf vielen Inseln bewusst ausgerottet. Verwilderte Hausziegen in großer Zahl gibt es auch in Australien.
Hausziegen in der Schweiz
Es gibt eine große Anzahl regionaler Rassen von Hausziegen. Zu diesen zählen u. a.:
Siehe auch: Liste der Hausziegenrassen
Krankheiten der Hausziege [Bearbeiten]
In den meisten indoeuropäischen Kulturen galt der Ziegenbock als Sinnbild der Fruchtbarkeit und in diesem Zusammenhang häufig als Verkörperung einer Fruchtbarkeitsgottheit. Sehr schön wird dieser Zusammenhang beim skandinavischen Julbock deutlich.
Als gemeine Figur und Wappentier ist der Ziegenbock, sowohl als das männliche wie auch das weibliche Tier, in der Heraldik anzutreffen.
↑ Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 3. Aufl. 1997, Stichwort Ziege